Der Palast der H’Mông-Koenige

Palast 01

In der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts existierte im auessersten Norden Vietnams ein mehr oder weniger unabhaenggiges Koenigreich der H’Mông. Begruendet wurde es von Vương Chính Đức (H’Mông : Vaj Tsoov Loom, 1865-1947). Von seinem Palast in Sà Phìn im heutigen Distrikt Đồng Văn der Provinz Hà Giang, rund 125 Kilometer von der Provinzhauptstadt entfernt, herrschte er ueber 7.000 Untertanen im Norden und Nordwesten Vietnams, die ueberwiegend vom Mohnanbau lebten. Sein Einfluss reichte bis nach Laos. Seinen Reichtum erlangte der Koenig durch den Opiumhandel mit China. Sà Phìn war damals eine der Drehscheiben des Drogenhandels zwischen dem Goldenen Dreieck (Burma, Thailand, Laos) und den suedchinesischen Provinzen. Das Geld nutzte er nicht nur zum Bau seines Palastes, sondern auch zur Aufstellung einer Privatarmee. So konnte er in seinem abgelegenen Koenigreich immer eine gewisse Unabhaengigkeit von der Kolonialmacht Frankreich bewahren.

Vuong Chinh DucVuong Chi Thanh

Im Jahre 1945 schloss sich Vương Chính Đức nach einem Treffen mit Hồ Chí Minh dem Unabhaengigkeitskampf gegen Frankreich an. Wenig spaeter ernannte er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters seinen zweiten Sohn Vương Chí Sình (1885-1962) zu seinem Nachfolger, der als Vương Chí Thành noch einige Jahre regierte.

Palast 02Palast 03

Der Palast wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in achtjaehriger Bauzeit aus Stein, Holz und Terrakotta-Fliesen errichtet. Die Bauarbeiter kamen aus der chinesischen Provinz Yunnan, die Handwerker zur Verschoenerung des Bauwerkes waren H’Mông. Der Palast umfasst eine Flaeche von 1.120 Quadratmetern und diente vor allem zum Schutz vor feindlichen Angriffen. Neben den Wohnraeumen befanden sich Lagerhallen fuer Lebensmittel, Gold und Opiumprodukte. In den Jahren 2004 und 2005 wurde er umfassend restauriert und kann seitdem besichtigt werden. In der naeheren Umgebung befinden sich die Graeber der beiden Koenige und anderer Mitglieder das Familienclans.

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Cathrin

Grab von Vuong Chi Thanh

Die Gong-Musik der Mường

Gong-Tradition 01

Das Musikinstrument Gong spielt eine wichtige Rolle im Gemeinschaftsleben des Volkes der Mường und ist unverzichtbar fuer das religioese und spirituelle Leben. Gongs mit ihren fuer die Mường typischen Melodien erklingen seit Jahrhunderten bei Familienfeiern, wie etwa der Einweihung eines neuen Hauses oder einer Hochzeit, zum Neujahrsfest und allen kleinen und groesseren Dorffesten. Sie dienen der Kommunikation mit der Erde, dem Boden, den Geistern und den Vorfahren, um Glueck und Wohlstand zu erbitten. Diese historische und kulturelle Tradition wird von Generation zu Generation bewahrt und weitergegeben. Jeder Haushalt besitzt mindestens einen Gong, die wohlhabenderen Familien auch mehrere. Sie werden meist wie Schaetze gehuetet, bekommen den besten Platz im Haus und werden selbst dann nicht verkauft, wenn nicht genug zu essen fuer alle da ist. Als Mitgift fuer eine Braut ist ein Gong so viel wert wie ein Wasserbueffel oder eine Kuh.

Gong-Tradition 03

Waehrend im Zentralen Hochland Vietnams, wo ebenfalls diverse Volksgruppen eine Gong-Tradition pflegen, die Instrumente von den Maennern gespielt werden, faellt diese Aufgabe bei den Mường den Frauen zu. Ein komplettes Gong-Orchester besteht aus insgesamt zwoelf unterschiedlichen Gongs, die in drei Gruppen eingeteilt werden. Neben der musikalischen Bedeutung symbolisiert jeder dieser zwoelf Gongs einen Monat des Jahres.

Vor einigen Wochen hat das Volkskommitee der Provinz Hòa Bình beim Kulturministerium in Hanoi den Vorschlag eingereicht, die Gong-Tradition der Mường als immaterielles Kulturerbe Vietnams anzuerkennen.

Viele Gruesse
Cathrin

Gong-Tradition 02

Helden des Befreiungskampfes – Nguyễn Văn Trỗi

Nguyen Van Troi

Hãy nhớ lấy lời tôi
Đả đảo đế quốc Mỹ
Đả đảo Nguyễn Khánh
Hồ Chí Minh muôn năm
Hồ Chí Minh muôn năm
Hồ Chí Minh muôn năm!

Nguyễn Văn Trỗi

Bitte denkt an meine Worte
Nieder mit dem amerikanischen Imperialismus
Nieder mit Nguyen Khanh
Lang lebe Ho Chi Minh
Lang lebe Ho Chi Minh
Lang lebe Ho Chi Minh!

General Nguyễn Khánh war der damalige Machthaber in Suedvietnam, bevor er im Februar 1965 durch einen Militaerputsch von Nguyễn Văn Thiệu und Nguyễn Cao Kỳ entmachtet wurde.

Nguyễn Văn Trỗi wurde am 1. Februar 1940 als drittes Kind einer armen Familie in einem Dorf im Distrikt Điện Bàn der zentralvietnamesischen Provinz Quảng Nam geboren. Nach der voruebergehenden Teilung des Landes im Jahre 1954 lebte seine Familie in Saigon. Neben seiner Arbeit als Elektriker in einem Kraftwerk war Nguyễn Văn Trỗi seit 1961 Mitglied eines Sondereinsatzkommandos der Nationalen Befreiungsfront. Er beteiligte sich freiwillig an der Planung und Durchfuehrung eines Attentates auf den damaligen US-Kriegsminister McNamara. Die Verminung der Bruecke, ueber die McNamara fahren sollte, schlug jedoch fehl. Am 9. Mai 1964 wurde Nguyễn Văn Trỗi verhaftet. Ein Fluchtversuch, bei dem er aus dem zweiten Stock des Polizeihauptquartieres in Saigon sprang, misslang. Er ueberlebte schwer verletzt. Im August wurde Nguyễn Văn Trỗi von einem Militaergericht zum Tode verurteilt und am 15. Oktober 1964 im Alter von 24 Jahren oeffentlich hingerichtet. Die Hinrichtung fand im Beisein zahlreicher auslaendischer Medienvertreter statt, die die beruehmten Worte, die er kurz vor seinem Tod ausrief, ueberlieferten.

In Vietnam wurden Strassen und Schulen nach dem Nationalhelden Nguyễn Văn Trỗi benannt. In einem 1966 in Nordvietnam gedrehten Spielfilm ueber sein Leben wird die Hinrichtungsszene (Video unten) sehr pathetisch dargestellt.

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Cathrin

Der Raubtierkapitalismus ist endgueltig in Vietnam angekommen

Pew Studie 01

Nach einer gestern veroeffentlichten Studie des Pew Research Center sind 95 Prozent der befragten Vietnamesen der Meinung, dass von einem freien marktwirtschaftlichen System die meisten Menschen profitieren. Das ist unter den untersuchten 44 Laendern mit Abstand der Spitzenwert. Abgeschlagen folgten Suedkorea mit 78 und China mit 76 Prozent. Dabei stufen nur 34 Prozent der Vietnamesen die Kluft zwischen Arm und Reich als problematisch ein. Nur die Japaner sehen das noch pragmatischer.

94 Prozent der Befragten glauben, dass die heutigen Kinder in der Zukunft finanziell besser gestellt sein werden als ihre Eltern. Auch das ist der Spitzenwert, gefolgt von China und Chile. In Deutschland glauben das z.B. nur 38 Prozent. Gleichzeitig sehen 88 Prozent der Befragten in Vietnam bessere Chancen auf ein gutes Leben als im Ausland. In dieser Kategorie liegt Vietnam hinter Thailand und Indonesien auf dem dritten Platz.

Die komplette Studie kann man hier herunterladen: Emerging and developing economies much more optimistic than rich countries about the future

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Cathrin

Pew Studie

Zone 9 heisst jetzt X 98

X 98 - 01

Mitten in der Innenstadt von Hanoi, zwischen den Strassen Trần Thánh Tông und Nguyễn Huy Tự im Stadtbezirk Hai Bà Trưng, gab es bis Ende vorigen Jahres eine Einrichtung, die immer mehr ein vor allem junges Publikum anzog. In fuenf in den 1960er Jahren gebauten leerstehenden Gebaeuden einer ehemaligen Fabrik begann sich unter dem Namen Zone 9 nach und nach, zunaechst mit Duldung und spaeter mit Erlaubnis der Behoerden, eine alternative Jugendszene zu etablieren. Nach einigen Unfaellen in den maroden Haeusern und einem Brand, der sechs Todesopfer forderte, musste die Einrichtung von den Behoerden leider geschlossen werden.

X 98 - 02

Jetzt ist Zone 9 an einem neuen Standort und mit neuem Namen zurueck. Die Cafés, Bars, Restaurants, Boutiquen, Ateliers und Aussellungsraeume des alternativen Kunst- und Kulturprojektes befinden sich nun in der Hoàng Cầu-Strasse im Stadtbezirk Đống Đa in zwei durch Treppen miteinander verbundenen ehemaligen Fabrikgebaeuden. Die grosse Einweihungsparty findet am kommenden Freitag statt. Mehr Fotos gibt es hier: Cận cảnh khu tổ hợp ăn & chơi X98 ngày đầu khai trương

Viele Gruesse
Cathrin

X 98 - 03 Fotos: kenh14.vn