Proteste in Hongkong – Was die westlichen Medien verschweigen

Proteste in Hongkong Foto: vnexpress.net

Zunaechst ein Augenzeugenbericht, nachzulesen im Forum des ehemaligen Nachrichtenmagazins Der Spiegel, der die abermalige verbale Aufruestung der Medien gegen China ad absurdum fuehrt:

Lebe in Hong Kong. Die Lage ist weit weniger dramatisch als in den Medien dargestellt.Hier läuft fast alles wie immer. Direkt neben den Demonstranten haben Läden geöffnet und Tausende gehen ganz normal einkaufen. Die Demonstranten sitzen die meiste Zeit friedlich auf der Straße. Es sind nicht viele Straßen blockiert, sondern eine.Viele Demonstranten sind sehr jung. Nur Sonntag Nacht ist es mal eskaliert, doch geht die derzeit hier nicht mehr anwesende Polizei in Deutschland bei jeder Popeldemo weit härter vor. Die Stimmung ist insgesamt eher gelassen und 95% der Einwohner leben ganz normal weiter.

Ein wichtiger Fakt wird von den westlichen Medien konsequent verschwiegen. Dem Wahlkonzept, um das es bei den Protesten geht, hat die Mehrheit der Einwohner Hongkongs zugestimmt. Es gab eine Unterschriftensammlung der Opposition, bei der nach Berichten oppositioneller Zeitungen 800.000 Unterschriften gegen das Konzept gesammelt wurden.Daraufhin folgte eine Unterschriftenaktion der Pro China Fraktion mit dem Ergebnis von 1,3 Millionen Unterschriften gegen die Art und Weise der Proteste der sogenannten Occupy-Hongkong-Bewegung. Der Oppositionsfuehrer hat in einem Interview mit der Deutschen Welle selbst zugegeben, dass nur 25 Prozent der Bevoelkerung hinter ihm stehen. Dieses Interview kann man allerdings auf der Webseite der Deutschen Welle nur in chinesischer Sprache lesen. Sicher nicht ganz zufaellig.

Hongkong hat mit den hoechsten Lebensstandard weltweit. Auch wenn sich die Schere zu anderen Wirtschaftsmetropolen in China schliesst oder geschlossen hat, ist Hongkong dennoch ein Enklave geblieben und die Einwohner der Stadt fuehlen sich nicht als „Festlandchinesen“. Was treibt sie also zu den Protesten? Reisefreiheit gibt es fuer alle Chinesen und jeder kann in unzaehligen Blogs seine Meinung kundtun. Hongkong hat eine gute Infrastruktur, gute Schulen und medizinische Versorgung. Die Einkommen sind sehr hoch. Allerdings habe ich auch schon mehrmals von Touristen aus Hongkong gehoert, wie langwelig das Leben dort sei. Ausser Shopping nichts los auf der Insel. Junge Leute suchen den Kick…. Mag das der Grund sein, Peking herauszufordern? Gestern wurden alle Sicherheitskraefte abgezogen. Wie es aussieht, moechte man die Lage deeskalieren. Peking will Ruhe im Land. Chaos nützt niemandem…

Viele Gruesse
Cathrin

Touristenalarm

Touristen

In unsere Gegend kommen nur sehr selten Touristen. Die meisten fahren ohne Halt in Lương Sơn durch bis nach Hòa Bình oder Mai Châu. Doch manchmal „verirrt“ sich eine Touristengruppe doch hierher, wandert ein paar Kilometer durch die Reisfelder und macht jede Menge Fotos. Da habe ich den Spiess einfach mal umgedreht. Nachdem sie ihre erste Verblueffung ueberwunden hatten, liessen sie sich gerne fotografieren. Eine nette Begegnung mit netten Menschen aus mehreren Nationen.

Viele Gruesse
Cathrin

Zahlen und Fakten zum Schulwesen (1)

Klassenraum im Bergland

Im Dezember 2013 veroeffentlichte UNICEF eine ausfuehrliche Studie zum Schulwesen in Vietnam. Hintergrund dieser Studie ist das Vorhaben der Regierung, bis zum Jahre 2015 alle Kinder in die Schulen zu bringen. In ihrem Hauptteil basiert die Studie auf Untersuchungen, die zwischen November 2012 und Maerz 2013 in Hồ Chí Minh-Stadt sowie sieben repraesentativ ausgewaehlten Provinzen, je zwei im noerdlichen Bergland, im Zentralen Hochland und im Mekong Delta sowie eine zentralvietnamesische Kuestenprovinz, stattfanden. Um meine Leser nicht mit Zahlen und Statistiken zu erschlagen, habe ich mich entschlossen, die Studie in mehreren Teilen abzuhandeln. Bezug nehmen kann ich allerdings nur auf die Situation in Hanoi und Umgebung sowie im noerdlichen Bergland, da ich die in den anderen Landesteilen auch nur aus dem Fernsehen oder aus der Zeitung kenne. Beginnen moechte ich heute mit einigen Daten zur Infrastruktur. Diese sind zwar von 2010, aber ich glaube nicht, dass sich seitdem daran viel geaendert hat.

In 99.5 Prozent aller vietnamesischen Staedte und Gemeinden gibt es (mindestens) eine Grundschule (Klassen 1-5), in 92,9 Prozent (mindestens) eine Mittelschule (Klassen 6-9). Das hoert sich erst einmal gut an, sagt aber nichts ueber die Ausstattung der Schulen aus. Die ist naemlich in den grossen Staedten wesentlich besser als in laendlichen Gebieten oder bei uns im Bergland, wo oft nicht nicht einmal genug Klassenraeume zur Verfuegung stehen und nicht selten in Provisorien unterrichtet wird.

Pausensport

Der Schulweg der Kinder betrug nach einer Umfrage von 2010 durchschnittlich 2,5 Kilometer. Aber auch hier muss man zwischen Stadt und Land differenzieren. Da eine Gemeinde in der Regel aus mehreren Doerfern besteht, die durchaus ziemlich weit auseinanderliegen koennen, ist der Weg zur Schule fuer die Kinder im Bergland doppelt so lang wie der der Stadtkinder. Im Durchschnitt wohlgemerkt. In bestimmten Faellen ist er wesentlich laenger. Die Kinder im Bergland werden auch nicht wie die verwoehnten Goeren in Hanoi von ihren Eltern, anderen Verwandten oder dem Hausmaedchen zur Schule gebracht und wieder abgeholt, sondern muessen diesen Weg schon in sehr jungen Jahren selbststaendig zuruecklegen. Wie hier im Blog schon mehrmals zu lesen war, kann so ein Schulweg ueber marode Bruecken oder durch Fluesse mit Hochwasser durchaus lebensgefaehrlich sein.

Die folgende Statistik zeigt noch einige interessante Fakten zur schulischen Infrastruktur auf, von denen mich einer ein bischen schockiert hat. Ich bin ja viel im Bergland unterwegs, aber dass dort rund 50 Prozent der Grund- und Mittelschulen immer noch keinen Stromanschluss haben, war mir gar nicht so bewusst. Wenn man dann noch die Klassengroessen von oft mehr als 50 Schuelern bedenkt, ist doch ein vernuenftiger Unterricht kaum moeglich. Da bin ich ganz froh, dass in den Klassen, die ich in Lâm Sơn unterrichte, nur jeweils gut 30 Schueler sitzen. Und auch das ist schon eine Herausforderung, wenn man keines der Kinder vernachlaessigen moechte.

Viele Gruesse
Cathrin

Infrastruktur

Ein Dorf der Tày

Tay-Dorf 01

Die Tày sind mit rund 1,8 Millionen Menschen die groesste ethnische Minderheit Vietnams. Sie sind fast ueberall im noerdlichen Bergland anzutreffen. Bei uns in Hòa Bình leben aber nur gut 23.000 von ihnen, fast alle im Distrikt Đà Bắc. Damit stehen die Tày nach den Mường, Kinh (Vietnamesen) und Thái an vierter Stelle in der Bevoelkerungsstatistik der Provinz. Kultur und Lebensweise dieses Volkes habe ich vor einiger Zeit in meiner Serie Die Voelker Vietnams vorgestellt.

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Cathrin

Tay-Dorf 02

Tay-Dorf 03

Wer braucht schon ein teures iPhone …

Ei-Phone

… wenn es auch wesentlich preiswerter geht. Fuer die billigste Variante des neuen iPhone muss man in Vietnam zwischen 24 Millionen und 26 Millionen VNĐ hinlegen. Das sind rund 900 Euro. Das Teil ist damit laut Berichten in vietnamesischen Zeitungen hier wesentlich teurer als in Singapur oder Hongkong. Wer mehr Speicher moechte, muss sogar noch ein paar Millionen drauf legen.

Mein Ei-Phone dagegen kostet nur 3.500 VNĐ fuer das Gehaeuse und ein paar Minuten Zeit. Dafuer ist es noch echte Handarbeit. Bei Bedarf koennte ich doch glatt mit meinen Schuelern eine Grossserie auflegen. Dann wird es sogar noch ein bischen billiger. :DD :DD

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Cathrin

Das ewige Problem mit der Nachhilfe

Klassenzimmer

Die Online-Augabe der Jugendzeitung Thanh Niên veroeffentlichte heute die Ergebnisse einer Umfrage, die Mitte April an 140 Grundschulen in Hanoi, HCMC, Đà Nẵng, Cần Thơ sowie in den zentralvietnamesischen Provinzen Quảng Nam und Bình Định durchgefuehrt wurde. Danach besuchten fast 75 Prozent der Grundschueler (Klassen 1-5) neben dem normalen Unterricht auch noch Nachhilfestunden, obwohl das in der Grundschule eigentlich gesetzlich verboten ist. Die Quoten reichten dabei von 65,2 Prozent in Bình Định bis zu 88,2 Prozent in Đà Nẵng. Die meisten dieser Nachhilfestunden finden entweder unmittelbar nach Ende des normalen Schultages und/oder am Wochenende statt. Gehe ich davon aus, dass es sich hier um Grundschueler handelt, so werden die entsprechenden Quoten in der Mittelschule oder am Gymnasium noch viel hoeher sein.

Die Gruende, die die Eltern dafuer angeben, sind vielschichtig. Mehr als die Haelfte wuenscht, dass ihre Kinder den Lehrstoff des Tages noch einmal wiederholen und auch zusaetzliche Sachen lernen. Vor allem in den Grossstaedten werden die Nachhilfeklassen als Kinderbetreuung gesehen, waehrend die Eltern noch arbeiten. Andere Eltern gaben an, und das sicher nicht ganz ohne Hintergedanken, dass sie die Lehrer durch die zusaetzliche Zahlungen fuer die Nachhilfestunden unterstuetzen wollen. Das hat aber, genau wie grosse Geschenke zum Lehrertag oder zum Neujahrsfest, immer einen bitteren Beigeschmack. Nicht selten werden damit gute Noten einfach erkauft.

Schule macht Spass

Und genau hier liegt meiner Meinung nach das eigentliche Problem. Aus meiner finanziellen Unabhaengigkeit heraus laesst sich diese Nachhilfepraxis natuerlich leicht kritisieren. Auch ich bin am Nachmittag fuer meine Schueler da. Fuer schulische Probleme steht meine Haustuer fuer die Kinder immer offen. Zum selbststaendigen Lernen duerfen sie auch unsere Netbooks mit Internetanschluss nutzen. Der entscheidende Punkt dabei ist jedoch: Ich muss dafuer kein Geld nehmen. Doch die meisten Lehrer sind auf diesen Zusatzverdienst angewiesen. Daran wird sich sicher nichts aendern, solange die Gehaelter nicht entscheidend angehoben werden. Vom normalen Gehalt eines Lehrers kann man keine Familie ernaehren. Es gibt dabei allerdings auch Lehrer, die es auf die Spitze treiben und ihren normalen Unterricht so gestalten, dass nur die Kinder, die ihre Nachhilfekurse besuchen, den vollstaendigen Schulstoff vermittelt bekommen. Und das kann es doch nun wirklich nicht sein. Aus meiner Sicht haben diese Menschen im Lehrerberuf nichts verloren.

Verstehen kann ich aber auch die Eltern nicht, die ihre Kinder quasi einem Rund-um-die-Uhr-Bildungsdruck aussetzen, zumal in diesem jungen Alter. Denn der Job eines Kindes ist es doch in erster Linie, Kind zu sein. Meine Maedels und ihr „Girls Club“ jedenfalls haben genuegend Gelegenheiten auch fuer Aktivitaeten, die nichts mit der Schule zu tun haben, ohne dass dies negative Auswirkungen auf ihre schulischen Leistungen hat.

Viele Gruesse
Cathrin

Klasse 8

Nach dem Regen

Nach dem Regen

In der vergangenen Nacht zog der Taifun Kalmaegi ueber Nordostvietnam hinweg. Er ging gegen 21:30 Uhr mit Windstaerken von 9 und 10 in der Kuestenprovinz Quảng Ninh an Land, schwaechte sich aber schnell zu einem tropischen Tiefdruckgebiet ab. So hielt sich der Wind also in Grenzen. Aber die tropischen Tiefs haben es an sich, jede Menge Regen mitzubringen. Am schwersten von Ueberschwemmungen betroffen waren, wie schon beim letzten Taifun vor einigen Wochen mit Quảng Ninh und Lạng Sơn sowie der Hafenstadt Haiphong die Provinzen im aeussersten Nordosten Vietnams. In Lạng Sơn kamen sieben Menschen bei Erdrutschen ums Leben.

Da das Zentrum des Sturmes ein ganzes Stueck noerdlich der Hauptstadt vorbeizog, wurden fuer Hanoi und Umgebung in der Zeit von 2 Uhr bis 8 Uhr nur starke Regenfaelle mit Windstaerken von 8 bis 9 vorhergesagt, nachdem gestern schon die ganzen Nachmittag leichter Nieselregen zu verzeichnen war. Und tatsaechlich regnete es auch fast die ganze Nacht ziemlich stark, ohne aber groessere Schaeden auf den Feldern der Nachbarn und in unserem Garten anzurichten. Der Regen hoerte aber am Morgen genau zu der Zeit auf, wo wir alle Vier zur Schule mussten.

Das war der dritte Sturm dieses Jahres. VietnamExpress zeigt Fotos aus den betroffenen Regionen. Die Taifunsaison dauert noch bis Ende Oktober, in manchen Jahren ging sie auch bis November. Da kann also noch einiges passieren.

Viele Gruesse
Cathrin