Der 1950 in der Provinz Bến Tre im Mekong Delta geborene Trần Văn Truyền hat eine eindrucksvolle Karriere in der Kommunistischen Partei hinter sich. Er war Parteichef seiner Heimatprovinz, ueber jeweils zwei Wahlperioden Mitglied des Zentralkommitees und Parlamentsabgeordneter und schliesslich von 2007 bis zu seinem Ruhestand 2011 Chefinspektor der Antikorruptionsbehoerde Vietnams, also der oberste Korruptionsbekamepfer des Landes. Doch offensichtlich hatte man damit den Bock zum Gaertner gemacht.
Bereits Ende vergangenen Jahres geriet Trần Văn Truyền ins Visier der Medien, als bekannt wurde, dass er auf einem 16.000 Quadratmeter grossen Grundstueck in einem der aermsten Gebiete von Bến Tre eine Luxusvilla fuer seine Familie errichten liess. Der dreistoeckige Palast, dessen Inneneinrichtung teilweise aus teuren Edelhoelzern besteht, soll umgerechnet fast 300.000 Euro gekostet haben. Die Landnutzungsrechte hatte sein Sohn, ein Polizeibeamter, fuer rund 50.000 Euro vier armen Familien abgekauft, die dort vorher in primitiven Holzhuetten lebten. Nun gibt es zwar in Vietnam ein Gesetz, nach dem hohe Beamte jaehrlich ihre Vermoegensverhaeltnisse offen legen muessen. Beamte im Ruhestand sind davon allerdings nicht betroffen. So bleibt die Herkunft des Geldes unklar. Mit dem normalen Gehalt auch eines der hoechsten Beamten des Landes ist ein solches Projekt jedenfalls nicht zu finanzieren. Angeblich soll Trần Văn Truyền den groessten Teil der Baukosten von einer Halbschwester erhalten haben.
Die Ermittlungen von Inspekteuren des Zentralkommitees brachten nun weitere Ungereimtheiten ans Tageslicht. Konkret geht es dabei um drei Immobilien in HCMC und eine in Hanoi, die Trần Văn Truyền aufgrund seiner privilegierten Stellung zu teilweise hochsubventionierten Preisen erwerben konnte und die er entweder an Familienmitglieder ueberschrieb oder vermietete. Ausserdem wurde ihm bereits im Jahr 1992, als er noch Parteichef in Bến Tre war, gegen Recht und Gesetz ein Grundstueck von der Armee uebertragen, das er allerdings nie selbst nutzte, sondern an einen Restaurantbesitzer verpachtete. Fuer dieses Grundstueck hat Trần Văn Truyền nie Steuern gezahlt. Als er 2002 eine Zahlungsaufforderung erhielt, stellte er bei der Provinzregierung einen Antrag auf Befreiung, der wie selbstverstaendlich auch bewilligt wurde.
Die zustaendige Kommission der Partei prueft nun, wie in dem Fall weiter zu verfahren ist. Doch wie immer diese Entscheidung auch ausfallen wird, dieser Amts- und Machtmissbrauch eines hochrangigigen Funktionaers wird dem Vertrauen der Menschen und die Partei- und Staatsfuehrung, das sowieso schon seit Jahren immer weiter abnimmt, mit Sicherheit nicht foerderlich sein.
Viele Gruesse
Cathrin