
Das wichtigste Fest des Jahres rueckt immer naeher. Ueber unser Neujahrsfest Tết Nguyên Đán habe ich im Blog schon oft geschrieben. Aber da ich seit dem letzten Neujahr viele neue Leser habe, gibt es heute noch einmal eine kurze Zusammenfassung ueber die Bedeutung dieses Festes fuer alle Vietnamesen.
Der vietnamesischen Mythologie zufolge wird der Jahreswechsel bereits am 23. Tag des zwoelften Mondmonats (in diesem Jahr am 23. Januar) eingeleitet. An diesem Tag steigt näaemlich der Kuechengott Ông Táo in die Sphaeren des Himmels auf. Den Weg legt er auf einem Karpfen zurueck, der sich unterwegs in einen praechtigen Drachen verwandelt. Ông Táo lebt das ganze Jahr ueber zusammen mit der Familie und erstattet nun eine Woche vor Neujahr dem Jadekaiser Ngọc Hoàng (in der chinesischen Mythologie als Yu Di bekannt) Bericht. Je nachdem, wie gut er im Haus behandelt wurde bittet er um Glueck, Reichtum und Segen fuer das neue Jahr. Am letzten Tag des alten Jahres kehrt er dann wieder zurueck. Um in seiner Abwesaenheit das Haus vor boesen Geistern zu schuetzen, werden in allen Raeumen Zweige mit Pfirsichblueten aufgestellt.

Schon Wochen vor der Himmelfahrt des Kuechengottes beginnen die Vorbereitungen auf das Fest. Das neue Jahr soll sauber und unbelastet begonnen werden. Man kauft sich neue Kleider, legt Vorraete an und natuerlich werden alte Schulden beglichen und Streitigkeiten beigelegt. So kann das Neujahrsfest unbeschwert begangen werden. Wenn sie nicht mit ihren Verwandten zusammenleben, reisen die Menschen zu ihren Familien, um gemeinsam zu feiern.
Am Vorabend des neuen Jahres wird das gesamte Haus sorgfaeltigt geputzt. Ausserdem wird der Altar zu Ehren der Vorfahren dekoriert. Was in Deutschland der Weihnachtsbaum, ist in Vietnam der Neujahrsbaum. Das ist ein langer Bambus- oder Pfirsichzweig, der mit allerlei Schmuck behangen wird, meist in den traditionellen Farben Rot und Gold. Ein weiteres Glueckssymbol ist ein Mandarinenbaeumchen, das man im Haus aufstellt. Der erste Tag des neuen Jahres ist komplett der Familie gewidmet. Man isst zusammen und erzaehlt sich Geschichten. Die Strassen der Staedte sind an diesem Tag meist wie ausgestorben. Da dem Glauben nach der erste Besucher des neuen Jahres das Glueck bestimmt, werden am zweiten Tag meist Freunde und Bekannte eingeladen, die im letzten Jahr Glueck hatten. Die Vietnamesen sind ueberzeugt, dass ein solcher Gast das Glueck mit ins Haus bringt. Aus diesem Grund betritt man an diesem Tag ein Haus auch nur auf ausdrueckliche Einladung. Im Gegensatz zur reinlichen Geschaeftigkeit vor den Feiertagen sind Putzen und Muell wegbringen waehrend der Feiertage absolut verpoehnt. Dem Glauben nach wuerde man mit dem Staub naemlich auch das Glueck aus dem Haus kehren.

Natuerlich wird zu Tết auch gut und reichlich gegessen. Eine besondere Spezialitaet sind dabei die beruehmten Klebreiskuchen, die in unzaehligen Varianten mit herzhaften, aber auch suessen Fuellungen zubereitet werden. Der viereckige Bánh chưng symbolisiert die Erde und der suesse runde Bánh dầy, der im Sueden Vietnams verbreiteter ist als im Norden, ist das Symbol fuer den Himmel. Auch wir werden uns die koestlichen Leckereien schmecken lassen.
Viele Gruesse
Cathrin
