
Hallo, setzen Sie sich bitte! Oh, mein Name? Mein Name ist Hằng. Wie alt ich bin? Ich wurde 1987 geboren, aber bitte nennen Sie mich nicht Chị (aeltere Schwester). Das klingt fuer mich so alt! Dies ist eines der ersten Graue-Haare-Zupf- Geschaefte in Hanoi. Es existiert jetzt schon seit drei Jahren. Ich arbeite hier seit knapp einem Jahr, nachdem einer meiner Freunde mich auf diese Arbeit aufmerksam machte.
Ich wurde in Hanoi geboren und begann nach dem Schulabschluss zu arbeiten. Eine Zeit lang arbeitete ich Teilzeit als Vertriebsmitarbeiter in einem Bekleidungsgeschaeft. Dafuer musste ich einen Schulabschluss und gute Verkaufsfaehigkeiten haben. Aber dieser Job ist mit Abstand der beste, den ich bis jetzt hatte. Ich wohne in der Naehe, das ist sehr bequem fuer mich. Die Arbeit ist einfach und eignet sich gut fuer Maedchen.
Ich musste eine Woche ueben, bevor ich ein fester Mitarbeiter werden konnte. Ein normaler Arbeitstag beginnt um 9 Uhr und endet um 19 Uhr, aber die Zahl der Kunden ist von Tag zu Tag unterschiedlich. Die meisten unserer Kunden sind Bueroangestellte und etwa jeweils zur Haelfte Frauen und Maenner. Um hier zu arbeiten muess man ehrlich und diszipliniert sein. Ich komme gut mit den anderen Mitarbeitern aus, wir sind wie Brueder und Schwestern. Und der Besitzer ist sehr freundlich. Er laesst uns selbst entscheiden, ob wir in Vollzeit oder in Teilzeit arbeiten wollen. Zum Neujahrsfest fuehrte er uns zu einem gemeinsamen Essen aus.

Am liebsten mag ich es, meine Stammkunden zu bedienen. Waehrend ich ihre Haare zupfe, erzaehlen sie viel ueber ihre Familie und ihr Leben. Aber mein Chef warnte uns vorher, nicht zu familiaer mit den Kunden zu werden. So sind wir stets darauf bedacht, etwas Abstand zu halten. Doch tatsaechlich moegen mich einige Kunden wie eine Tochter oder eine Enkelin. Frueher zupften nur kleine Kinder ihren Eltern oder Grosseltern die grauen Haare. So tendieren die Kunden dazu, mich so zu sehen. Niemand schaut auf mich herab.
Als ich anfing, betrug mein Gehalt 1,8 Millionen VNĐ (knapp 70 Euro), nach einem Jahr werde ich 2 Millionen bekommen. Ausserdem gibt es jedes Jahr am Jahrestag der Geschaeftseroeffnung eine Gehaltserhoehung und dann noch einige Boni fuer Arbeit an zusaetzlichen Tagen. Das ist genug fuer mich. Ich lebe noch bei meiner Familie und habe daher keine Miete zu zahlen, so dass ich genug Geld uebrig habe, um mit meinen Freunden ins Cafe zu gehen. Ich denke, es ist ein fairer Lohn. Einige meiner Freunde waren zuerst ueberrascht, als ich ihnen von dem Job erzaehlte. Aber nachdem sie gesehen hatten, was ich mache, moegen sie es. Auch meine Eltern denken, dass meine Arbeit ziemlich in Ordnung ist. Nachdem sie den Laden gesehen hatten, gaben sie mir die Erlaubnis, hier zu arbeiten. Unser Shop unterscheidet sich von anderen Haar-Geschaeften. Wir sind spezialisiert auf das Rupfen weisser und grauer Haare. Kein Kunde fragt nach anderen Dienstleistungen wie Massage oder Sex, die in vielen Friseursalons fuer Maenner angeboten werden. Unsere Kunden wissen sich zu benehmen.
Meine Traeume? Ich bin hier erst seit einem Jahr. So ist es noch ein bischen zu frueh fuer mich, mir Gedanken ueber andere Jobs zu machen. Frueher habe ich abends Englisch-Unterricht genommen. Ich denke, damit wieder anzufangen. Heute erfordert fast jede Arbeit Fremdsprachenkenntnisse. Vor allem aber traeume ich von der Familie, die ich eines Tages haben werde. Mein Vater besitzt eine Motorrad-Werkstatt. Vielleicht werde ich spaeter, wenn ich verheiratet bin, mit meinem Mann eine eigene Werkstatt eroeffnen.
Ich habe den Artikel in der Uebersetzung ein bischen gekuerzt. Hier geht es zum englischen Original: MY LIFE AS
a gray hair plucker
Viele Gruesse
Cathrin
Fotos: Ngoc Tran via oivietnam.com